Len (lenija) wrote in chaos_dialogues, @ 2008-02-09 20:18:00 |
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Entry tags: | character: rico ya ivana, free character, logbuch des shoguns |
Logbuch des Shoguns, zweiter Eintrag
Ivana, Frühjahr
Die letzten Monate waren geschäftig, ich hatte kaum Zeit, innezuhalten und nachzudenken, zwischen Handelsverträgen, Beförderungen, Bilanzen, auf Bauplätzen und zwischen Waren in überfüllten Lagerhallen - oder allzu leeren, um das auch zu erwähnen.
Auf der sonnigen Seite steht, daß niemand von uns hat Hunger leiden müssen. Unser Dorf ist gewachsen, dennoch hat jede und jeder ernährt werden können. Daraus entsteht ein Ruf, der sich verbreitet und neue Siedler anzieht, ein Ruf, dem wir werden gerecht werden müssen: In Ivana läßt es sich gut leben. Man muß sein Quentchen beitragen, bekommt jedoch auch etwas dafür.
Warm ist es noch immer nicht, auch noch keine Zeit zum Säen. Die Sonne kommt tags ein paar Stunden hervor, dann kann man wieder glauben, daß man sich weit im Süden befindet. Abends verbrennen wir das stets knappe Holz so sparsam wie möglich in unseren Öfen und freuen uns auf den kommenden Morgen mit seiner Wärme und den schweißtreibenden Tätigkeiten.
Koryo liegt mir in den Ohren damit, wir müßten uns einer Allianz anschließen. Mein Berater und Buchhalter mischt sich in Dinge ein, die ihn nichts angehen, das darf er sich nur erlauben, weil wir uns seit Kindheit kennen, und ich sage ihm das. Worauf er betroffen schaut, sich zurückzieht und am anderen Tag wieder damit anfängt, kluge Ratschläge zu erteilen. Ich denke, es ist noch nicht an der Zeit, solche verpflichtenden Bündnisse zu schließen. Mir fehlt noch der Überblick, die Machtverteilung im Kaiserreich ist stets im Wandel begriffen, und ich will wissen, wann sie sich in diese, wann in jene Richtung wiegt, bevor ich selbst mein Gewicht einsetze, um die Wage auf einer Seite zu beschweren. Und dabei werfen sie mir Jugend und Unbesonnenheit vor. Woher diese Bilder wohl immer kommen. Man wird sich mit ihnen arrangieren müssen. Ich passe nun einmal nicht in die Vorstellung der Meisten von einem weisen Herrscher, und es liegt an mir und der Zeit, den Zweiflern und Kritikern zu beweisen, daß sie unrecht haben.
Gestern kam ein Bote vom Kaiserhof zur Burg und wollte "Herrn Rico den Shogun" sprechen. Man kicherte ein wenig über ihn, bevor man ihn vor ließ.
Er überbrachte mir einen Brief vom Kaiser höchstpersönlich, in dem stand, man beobachte mit Wohlwollen mein Walten in Ivana. Das zweite Blatt Pergament darunter verhieß, Dona Rico ya Ivana sei zum in den Stand eines Barons erhoben worden, per kaiserlichem Dekret. Sie möge sich würdig erweisen.
Das mag der Grund sein, daß ich mein Logbuch aus der Truhe genommen habe und so sehr in Redelaune bin.
Meine Bemühungen finden ihren Lohn, und oh, Don Tokema mahnt mich, nicht zu ehrgeizig zu sein, sondern Bescheidenheit walten zu lassen und nur dem Kaiser zuliebe größtmögliche Anstrengungen an den Tag zu legen - doch ich weiß nicht, wie viel mir seine alte Philosophie noch sagt. Mir kommt Ehrgeiz nicht wie etwas Schlechtes vor. Er sagt, ich solle die Schriften lesen, zum Beispiel die Yamamoto-Fragmente. Hier neben mir liegen sie.
Wenn ich mir nicht auf Dauer Sprunghaftigkeit und Mangel an Weisheit vorwerfen lassen will, sollte ich auf Tokemas Rat hören.
gez. Dona Rico ya Ivana, Baronin